
27.-29.10.2021 – Freiburg bei Jakob
Das schöne am Fahren und dem kurzweiligen „alleine sein“ ist die Zeit, die man plötzlich hat, um das Erlebte und die Begegnungen zu reflektieren. Dazu bleibt einem im Alltag allzu wenig Zeit. Ich wägte mich langsam auf der Richtigen Fährte inmitten der Suche nach meiner weiteren Bestimmung, auch wenn ich wusste, dass es zur „Findung“ noch Zeit brauchte. Zumindest konnte es bei all den freudigen Gefühlen nicht verkehrt sein, was ich da trieb. Also dann mal los von einem der südlichsten Punkte Deutschlands Richtung Norden:
Am 27.10 kam ich in Freiburg bei Jakob an. Jakob hab’ ich auch in Lörrach kennengelernt. Auch er hat ein Praktikum bei „Fugit“ am Theater gemacht. Und auch ihn hab ich bestimmt 9 Jahre nicht gesehen.
Umso schöner wars, sich nach all der Zeit in die Augen zu schauen und sofort ein Lachen im Gesicht zu haben. Es gab keinen Bann, den man brechen musste.
Geparkt, getan: Jakob trifft sich oft Mittwochs mit Freunden zum draußen Tanzen (Forró). Ein paar Grundschritt-Übungen in Jakobs Bude später, war ich direkt mit von der Partie und hab mich vor allem über eines gefreut: Unsicherheit.
Da war ich die letzten Jahre so souverän geworden, in dem, was ich tue. So sicher und fast schon selbstverständlich im alltäglichen Umgang.
Und dann war da auf einmal wieder ein Gefühl des nicht ganz so sicher seins.
Nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Aufgeregt freudig, gespannt neugierig und doch zurückhaltend.
Klar geworden ist mir, dass wohl jeder so eine Unsicherheit in den verschiedensten Situationen empfinden mag. So ist es für mich einfacher, mich im Gespräch zu zeigen und unverspannt zu öffnen. Dagegen hat das lockere Tanzen und loslassen in dieser Ausdrucksform wieder Zeit gebraucht.
Resumée: Dankbarkeit über das, was man hat und Mitgefühl/Verständnis für sein Gegenüber, der/die an anderen Punkten seine/ihre Hürden hat.
Auf ein rosiges Miteinander in Verständnis und Wohlwollen also: Ein schöner Tanz, wenn das klappt.
Freiburg an sich hatte ich schon immer „grün“ und leicht „elitär-alternativ“ in Erinnerung, dass man jetzt aber schon schräg angeschaut wird, wenn man Cappuccino tatsächlich mit „Kuhmilch“ bestellt, war mir neu. Das sollte allerdings nicht das letzte mal auf meiner Reise so geschehen.
Hier konnte ich für mich feststellen: Mir gefällt’s nach wie vor alternativ und biologisch ökologisch. Sobald etwas aber absolut wird, fällt’s mir schwer, mitzugehen – schließlich ist, durch meine täglichen Investments, die Demeter Milch erst in jeder Supermarktkühltheke zu finden.
Nach einer angenehmen Nacht im Bus (Jakob hat ne kleine Matratze und im Bus schläft’s sich einfach gut; Umparken musste ich noch, weil direkt nebenan ne fette Houseparty war), haben wir mir am nächsten Tag ein Rad ausgeliehen und sind durch Freiburg geradelt. Kaffeerösterei „Schwarzwild“, das Meisterstück Freiburger Michl vom Bäcker „Pfeifle“ und einige Cappuccini später war ich im Glück. Wir sind dann noch auf eine verlassene Kleingartenanlage mit Lena, einer Freundin von Jakob. Die Stadt hat den Pächtern hier einfach kollektiv gekündigt, um Wohnraum zu schaffen. Alles war entrümpelt, verwildert und geplündert – ein ganz eigener Charme. Ein paar Kleinigkeiten konnten wir noch ergattern, haben Äpfel gepflückt und die Abendsonne auf einem Podest mit feinem Kaffee ausklingen lassen.
Dann Döner, Kneipe, Gespräche und am nächsten morgen schon der Abschied mit der Prämisse: Lass nicht wieder 9 Jahre vergehen, um solche schönen Momente zu haben. Deal!
